Jahresbericht 2023

2023: Das Obsan am Puls der Gesundheitspolitik

Aktuelle gesundheitspolitische Fragen rund um die Zulassung von ambulanten Leistungserbringern, die Umsetzung der Pflegeinitiative und die psychische Gesundheit der Schweizer Bevölkerung nach der Covid-19-Pandemie waren nur einige Themen, die das Obsan im Jahr 2023 beschäftigten. So erfolgte im Rahmen eines Go-Live-Events im April der Relaunch des Schweizer Versorgungsatlas, welcher regionale Unterschiede in der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen aufzeigt und seither auf grosses Interesse stösst. Insgesamt wurden 2023 14 Publikationen veröffentlicht und mit 102 bearbeiteten Mandaten hat das Auftragsvolumen im Vergleich zu den letzten Jahren noch einmal deutlich zugenommen.

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Gesundheitssystem

Versorgungsatlas

Im Jahr 2023 konnte die Version 2.0 des Schweizer Atlas der Gesundheitsversorgung zusammen mit einer Kofinanzierung des Bundesamtes für Gesundheit BAG realisiert werden. Am 7. April ging die neue Webseite online und wurde an einem Go-Live-Event im Universitätsspital Zürich vor einem breiten Publikum diskutiert und gewürdigt. Ende Jahr erfolgte bereits die erste Aktualisierung der Daten.

Nebstdem konnten elf Kantone mit sogenannten PSA-Cockpits beliefert werden, sprich eine visuell attraktive Datenauswertung der wesentlichen Kennzahlen der Patientendaten Spital ambulant (PSA). Die Unterstützung der Kantone in der Erstellung ihrer Spitalplanungen bleibt eine Kernaktivität; 7 Kantone haben 2023 von dieser Leistung profitiert. 

Schliesslich wurden 2023 im Auftrag des BAG die Ergebnisse des International Health Policy Survey zu den Ärztinnen und Ärzten in der Grundversorgung sowie zu den Erfahrungen der Wohnbevölkerung ab 18 Jahren mit dem Gesundheitssystem publiziert.

Obsan Bericht 10/2023

Alter und Langzeitpflege

In diesem Themenbereich wurden im Jahr 2023 mehrere innovative Projekte gestartet oder durchgeführt. So wurden verschiedene Vorschläge für eine Neubildung von Spitex-Versorgungsregionen erarbeitet, die auf einem Ansatz über die Mobilitätsströme basieren. 

Zwei weitere Projekte sollen das Wissen über die Versorgung von Menschen mit Demenz erweitern. Das erste analysiert den Einsatz von Demenzmedikamenten und Substanzen zur Behandlung der damit verbundenen Verhaltenssymptome. Das zweite ist ein Projekt mit explorativem Charakter, das einerseits die betroffenen Patientinnen und Patienten anhand von Diagnose- oder Prozedurencodes identifizieren soll und andererseits versucht, ihren Behandlungspfad zu rekonstruieren. Beide Studien werden im Auftrag des BAG im Namen der Plattform Demenz durchgeführt und werden 2024 veröffentlicht.

Obsan Bericht 02/2023

Der im Frühjahr erschienene Bericht Alterswohnungen und Angebote des Betreuten Wohnens für ältere Menschen in der Schweiz ermöglicht durch eine direkte Befragung der Anbieter einen vertieften Einblick in diese Strukturen und bietet sowohl neue als auch nützliche Informationen zu den Institutionen, zur Trägerschaft und Finanzierung, zum Wohnungs- und Dienstleistungsangebot sowie zu den Bewohnerinnen und Bewohnern. 

Parallel dazu bleibt die Berechnung des Bedarfs an Strukturen für die Langzeitpflege für die Bedürfnisse der kantonalen Planungen ein Kernstück der Aktivitäten in diesem Themenbereich. 2023 haben vier Kantone diese Dienstleistung in Anspruch genommen.

Gesundheitsfachkräfte

Die Frage der Zulassung von ambulanten Leistungserbringern wird in der Verordnung über die Höchstzahlen geregelt. Dazu gehört die Definition der Versorgungsgrade sowie die Möglichkeit der Kantone, weitere Faktoren festzulegen, welche schliesslich die Höchstzahlen bestimmen. Das Obsan begleitet in Zusammenarbeit mit BSS Volkswirtschaftliche Beratung den gesamten Prozess: die Berechnung der Versorgungsgrade sowie die Unterstützung der Kantone bei der Festlegung der Höchstzahlen.

ambulante Leistungserbringer
Obsan Bericht 07/2023

Der erste Schritt zur Umsetzung der Initiative «Für eine starke Pflege» bestand unter anderem in einer Ausbildungsoffensive. In diesem Zusammenhang hat das Obsan zahlreiche Kantone bei der Einschätzung ihres Nachwuchsbedarfs unterstützt. Das Projekt für den Kanton Wallis wurde in einem Bericht Nachwuchsbedarf an Pflege- und Betreuungspersonal im Kanton Wallis veröffentlicht. Dieser ist auf Deutsch und Französisch erhältlich. 

Im Auftrag des BAG hat das Obsan auch Vorarbeiten für ein Nationales Monitoring Pflegepersonal geleistet. Dieses Monitoring wird Mitte 2024 erscheinen. Es wird jährlich aktualisiert, um die Auswirkungen der Umsetzung der Initiative «Für eine starke Pflege» zu evaluieren.

Im Rahmen des Gremiums «Koordination der ärztlichen Weiterbildung» hat das Obsan ein Simulationsmodell zur Ermittlung des zukünftigen Bestands und Bedarfs an Fachärztinnen und -ärzten in der Schweiz erarbeitet. Nach 2022 wurde nun 2023 ein zweiter Ergebnisbericht mit Berechnungen für vier Fachgebiete mit Empfehlungen des Gremiums publiziert.

Psychische Gesundheit

In diesem Themenbereich wurde das Ziel verfolgt, die epidemiologische Datenlage zu erweitern und vorhandene Datenquellen weiter zu nutzen und anschaulich aufzubereiten. So wurden die Ergebnisse der im Herbst 2022 durchgeführten Erhebung Psychische Gesundheit im Mai 2023 in einem Bericht veröffentlicht. Damit konnte ein genauerer Überblick über den psychischen Gesundheitszustand der Bevölkerung in der Schweiz gewonnen werden, indem beispielsweise die Häufigkeit von Krankheitssymptomen ausserhalb der Depressionsthematik oder mehrere Indikatoren positiver psychischer Gesundheit ermittelt wurden. Darüber hinaus wurden auch Aspekte der Hilfesuche und der Inanspruchnahme bestehender Angebote näher untersucht.

Psychische Gesundheit
Obsan Bulletin 01/2023

Ausserdem aktualisierte das Obsan im Auftrag des BAG das Kennzahlen-Bulletin, in welchem anhand weniger Indikatoren ein Überblick über die psychische Gesundheit, die Inanspruchnahme von Leistungen zur Behandlung psychischer Erkrankungen und deren Kosten im Jahr 2021 in der Schweiz gegeben wird. Die Ergebnisse interessieren insbesondere im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie.

Kosten und Finanzierung

Die 2018 eingeführte Tarifstruktur TARPSY ist Gegenstand einer Begleitstudie, mit deren Durchführung das Obsan beauftragt wurde. Die Analyse umfasst die Entwicklung der Kosten der stationären Psychiatrie und deren Finanzierung, die Auswirkungen auf die Versorgungsqualität sowie auf den Versorgungszugang. Die Ergebnisse werden in der zweiten Jahreshälfte 2024 vorliegen.

Kosten und Finanzierung

Parallel dazu wird das Monitoring der Verlagerung von elektiven chirurgischen Eingriffen nach Anhang 1a KLV in die ambulante Versorgung (Ambulant vor Stationär) fortgesetzt. Die Ergebnisse mit den Daten für 2022 wurden Mitte Januar 2024 veröffentlicht. Die Indikatoren sind in einem neuen Format verfügbar. Ausserdem wurde ein Cockpit-Tool entwickelt, das es den Kantonen ermöglicht, ihre Situation auf einfache Weise zu verfolgen. 14 Kantone haben dieses Tool im Jahr 2023 bestellt.

Gesundheitsberichterstattung

Das Bundesamt für Statistik BFS hat Ende 2023 die Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) 2022 aufbereitet. Basierend auf diesen Daten wird das Obsan zahlreiche Projekte und Mandate durchführen, sei es im Auftrag der Kantone oder aber auch für den nationalen Gesundheitsbericht. Für die kantonale Gesundheitsberichterstattung fanden 2023 Vorbereitungsarbeiten für die Erstellung von insgesamt 15 Produkten für 12 verschiedene Kantone statt. Im Sommer 2024 werden die ersten Resultate in Form von Broschüren und webbasierten Reports verfügbar sein.

Die nächste Ausgabe des Nationalen Gesundheitsberichts wird 2025 veröffentlicht und sich gezielt dem Thema «Psychische Gesundheit: Zustand, Versorgung, Prävention und Förderung» (Arbeitstitel) widmen. In Zusammenarbeit mit einem vierköpfigen Core-Team aus Fachexpertinnen und -experten erarbeitete das Obsan 2023 das Konzept des Berichts. Dabei wurden der Inhalt, die Struktur wie auch die Form des Berichts definiert. In Diskussion mit einer Begleitgruppe wurden die vorgeschlagenen Themenschwerpunkte gewichtet und thematische Lücken identifiziert. Die Erarbeitung der Kapitel und die damit verbundenen Literaturrecherchen wurden schliesslich Obsan-intern und extern vergeben, so dass die eigentlichen inhaltlichen Arbeiten im Jahr 2024 wie geplant beginnen können.

Nationaler Gesundheitsbericht

Indikatorenmonitoring

Indikatoren-Monitoring

Die Indikatorensysteme des Obsan werden laufend weiterentwickelt und ausgebaut. Eine neue Einstiegsseite führt auf die verschiedenen Systeme. Neben den Indikatoren zu den Themenschwerpunkten des Obsan sind dies gegenwärtig das Monitoring-System Sucht und nichtübertragbare Krankheiten (MonAM), der Versorgungsatlas und das Monitoring Ambulant vor Stationär (AvS).

Das Monitoring-System Sucht und nichtübertragbare Krankheiten (MonAM) des BAG wurde regelmässig aktualisiert und die Visualisierungsmöglichkeiten der Daten durch technische Anpassungen optimiert. Das MonAM wurde um sechs neue Indikatoren erweitert, so dass Ende 2023 116 Indikatoren zur Verfügung standen.

Kundenzentrum

Das Obsan trifft den Nerv der Gesundheitspolitik, der Bedarf an Analysen und Datengrundlagen hat sich weiterentwickelt und das Obsan ist gefragter denn je. Dies zeigt sich an der Zahl der Aufträge, die in der aktuellen Leistungsperiode deutlich zugenommen hat. So ist das Auftragsvolumen von 49 bearbeiteten Mandaten im Jahr 2021 auf 84 Mandate im Jahr 2022 und auf 102 Mandate im Jahr 2023 angestiegen, was unter anderem auf ein koordiniertes Vorgehen bei der Erstellung verschiedener kantonaler Cockpits und kantonaler Produkte der Gesundheitsberichterstattung zurückzuführen ist.

Beispiele für Kundenaufträge:

  • Analysen zum Bedarf an Gesundheitspersonal in der Pflege für die Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Freiburg, Schaffhausen, Solothurn, Thurgau, Waadt, Wallis und Zürich

  • Auswertungen zur ambulanten Psychiatrie für den Kanton Schaffhausen

  • Gesundheitliche Chancengleichheit: Datenquellen – Bericht im Auftrag des BAG

  • Indikatoren als Grundlage für die Definition des Gewichtungsfaktors im Rahmen der Höchstzahlenverordnung im Auftrag der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren GDK

Nach einem dreijährigen Unterbruch aufgrund der Covid-19-Pandemie und dem 20-Jahr-Jubiläum des Obsan konnte der traditionelle Obsan-Workshop wieder durchgeführt werden. Dieser bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit für die Präsentation der vielfältigen Arbeiten des Obsan und für einen regen Austausch mit den Teilnehmenden. 

Team

Die Entwicklung der Auftragslage ist auch am Wachstum des Teams ersichtlich. Clémence Merçay wurde per Mai 2023 in die Geschäftsleitung des Obsan befördert und ist für den Themenbereich Gesundheitsfachkräfte sowie das Indikatorenmonitoring verantwortlich. Zusätzlich ergänzen vier Personen seit diesem Jahr das Team: Fabienne Fischer ist im April, Florence Stempfel im Oktober und Céline Gerber sowie Paul Camenzind sind im November zum Obsan gestossen. Erstmals arbeiten somit Ende 2023 25 Personen im Obsan, was 20,1 Vollzeitstellen entspricht.

Finanzierung

Finanzierung

Laufende Projekte

An diesen Themen wird 2024 gearbeitet: Laufende Projekte.